Schweigepflichtsentbindung für den Arzt gegenüber Angehörigen

Von Jennifer A.

Letzte Aktualisierung am: 16. Februar 2024

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Wie schreibe ich eine Schweigepflichtsentbindung?
Wie schreibe ich eine Schweigepflichtsentbindung?

Manchmal kann es nicht schlimmer kommen: Sie erhalten einen Anruf aus dem Krankenhaus und werden informiert, dass Ihr Lebensgefährte einen Unfall hatte und nun im OP liegt. Auf dem schnellsten Wege machen Sie sich auf ins Klinikum. Vor Ort möchten Sie gerne weitere Informationen haben, doch der behandelnde Arzt gibt keine Auskunft, er unterläge der Schweigepflicht. Darüber haben Sie sich noch nie Gedanken gemacht, entsprechend gibt es keine Entbindungserklärung von der ärztlichen Schweigepflicht, die Ihr Lebensgefährte unterschrieben hat.

Der allgemeine Sprachgebrauch kennt den Begriff der Schweigepflichtsentbindung, aber auch den der Schweigepflichtentbindung. Im Folgenden nutzen wir die Schreibweise mit dem Fugenlaut „s“, da diese weiter verbreitet ist.

FAQ: Schweigepflichtsentbindung

Wann unterliegt ein Arzt der Schweigepflicht?

Ein Arzt unterliegt immer der Schweigepflicht, auch den nahen Angehörigen gegenüber. Das ist unter anderem im Betreuungsrecht bestimmt.

Wann ist ein Arzt von der Schweigepflicht befreit?

Damit Ihre Angehörigen Informationen erhalten, benötigt der Arzt eine Schweigepflichtsentbindung. Liegt diese nicht vor, machen sich Ärzte strafbar. Das ist in § 203 Abs. 1 StGB definiert.

Wie kann eine Schweigepflichtsentbindung aussehen?

Ein Muster zum Herunterladen finden Sie hier. Die Entbindung können Sie jederzeit widerrufen.

Gesetzliche Grundlage der ärztlichen Schweigepflicht

Eine Vorlage für eine Schweigepflichtsentbindung finden Sie auf dieser Seite.
Eine Vorlage für eine Schweigepflichts­entbindung finden Sie auf dieser Seite.

Ärzte und alle Mitarbeiter entsprechender Institutionen arbeiten tagtäglich mit besonders sensiblen Daten, die mitunter auch sehr persönlich sind. All diese Personen dürfen über die Informationen nicht sprechen. Dies ist in zweierlei Hinsicht normiert.

Das Strafgesetzbuch (StGB) regelt die Schweigepflicht von Ärzten und Angehörigen anderer Heilberufe, die immer zu wahren ist, wenn keine Schweigepflichtsentbindung vorliegt: Hier heißt es:

Wer unbefugt ein fremdes Geheimnis, namentlich ein zum persönlichen Lebensbereich gehörendes Geheimnis oder ein Betriebs- oder Geschäftsgeheimnis, offenbart, das ihm als Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Apotheker oder Angehörigen eines anderen Heilberufs, der für die Berufsausübung oder die Führung der Berufsbezeichnung eine staatlich geregelte Ausbildung erfordert, […] anvertraut worden oder sonst bekanntgeworden ist, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft. (§ 203 Abs. 1 StGB)

Darüber hinaus legt das Gesetz fest, dass nicht nur die Ärzte selbst, sondern auch alle Mitarbeiter schweigen müssen. Neben dem StGB ist die Schweigepflicht in den ärztlichen Berufsordnungen der Ärztekammern der Bundesländer verankert. Hält sich eine Person nicht an diese Pflicht, tritt das Berufsgericht in Erscheinung. Es droht dann eine Verwarnung, ein Verweis oder eine Geldbuße.

In den allermeisten Fällen darf diese Personengruppe nur mit anderen über die Daten sprechen, wenn der Patient eine Schweigepflichtsentbindung erteilt hat.

Wie weit geht die Schweigepflicht?

Grundsätzlich bezieht sich die Pflicht zu Schweigen nicht nur auf die erhobenen Daten und Befunde, sondern auch darauf, dass der Patient überhaupt einen Arzt aufgesucht hat. Darüber hinaus muss dieser gegenüber folgenden Personengruppen Stillschweigen bewahren, solange keine Befreiung über die ärztliche Schweigepflicht vorliegt:

Eine Schweigepflichtsentbindung kann jederzeit widerrufen werden.
Eine Schweigepflichtsentbindung kann jederzeit widerrufen werden.
  • gegenüber anderen Ärzten und Kollegen
  • gegenüber Familienangehörigen des Patienten
  • gegenüber den Familienangehörigen des Arztes
  • über den Tod des Patienten hinaus

Irrelevant ist dabei der Untersuchungsort. Sowohl in der Praxis wie zu Hause und im Krankenhaus gilt die Pflicht bis eine Entbindung der Schweigepflicht für den Arzt vorliegt.

Behandelt der Arzt einen Minderjährigen, muss er ebenfalls Stillschweigen bewahren, auch gegenüber den Eltern. Dabei ist allerdings die Einsichtsfähigkeit des Kindes zu beachten: Ist dieses unter 15 Jahren, sind die Eltern regelmäßig hinzuzuziehen.

Den Arzt von der Schweigepflicht entbinden: Immer zwingend nötig?

Wie nun beschrieben, müssen alle Ärzte auch gegenüber den Angehörigen laut Betreuungsrecht schweigen. Das gilt auch für die eigenen Kinder und die Ehegatten. Allerdings gibt es auch Situationen, in denen der Arzt ohne Schweigepflichtsentbindung informieren darf.

Dies gilt immer dann, wenn dieser annehmen kann, dass sein Patient einverstanden wäre. Regelmäßig erhalten nahe Familienmitglieder auf Grundlage dieser Ausnahme Informationen – auch wenn keine Entbindung über die ärztliche Schweigepflicht für Angehörige vorliegt.

In vielen Fällen erhalten diese im Ernstfall Informationen über den Zustand des Familienmitglieds. Darauf sollten sich Betroffene aber nicht verlassen, denn es ist dem Arzt überlassen, ob der auch ohne vorliegende Erklärung zur Entbindung von der Schweigepflicht offen spricht. Fest steht: dies muss er nicht. Insofern sind nahe Familienmitglieder gut beraten, zumindest darüber nachzudenken, ob sie die ärztliche Schweigepflicht aufheben wollen.

Schweigepflichtsentbindung als Muster

Wir stellen Ihnen nun für Ihre Schweigepflichtsentbindung einen kostenlosen Vordruck zur Verfügung. Beachten Sie aber bitte, dass Sie diese Entbindungserklärung über die ärztliche Schweigepflicht auf Ihren Einzelfall anpassen müssen.

Das Schweigepflichtsentbindung-Formular ist kostenlos.
Das Schweigepflichts­entbindung-Formular ist kostenlos.

Wichtig ist, dass Sie Ihren vollständigen Namen und Ihr Geburtsdatum darauf vermerken. Darüber hinaus sollten Sie auch die Ärzte, für die die Schweigepflichtsentbindung gilt, namentlich nennen. Darüber hinaus ist/sind auch die Person bzw. Personen zu nennen, mit denen der Arzt dann sprechen darf.

Außerdem sollten Sie ggf. den Zweck der Schweigepflichtsentbindung mit aufnehmen, sodass diese auch nur zu diesem eingesetzt werden kann.

Unterschreiben Sie die Einwilligung und erneuern Sie Ihre Zustimmung in regelmäßigen Abständen, damit der Arzt sicher sein kann, dass die Schweigepflichtsentbindung aktuell ist und Ihrem Willen entspricht.

Sind Sie sich bezüglich der Formulierung der Schweigepflichtsentbindung unsicher, können Sie jederzeit Ihren behandelnden Hausarzt befragen und ihn bitten, diese zu überprüfen.

Schweigepflichtsentbindung

Ich [Name, Anschrift, Geburtsdatum] entbinde folgende Ärzte

  1. [Name, Anschrift]

von ihrer Schweigepflicht gegenüber [Name, Anschrift, Geburtsdatum] und erkläre mich damit einverstanden, dass meine Befunde […] mitgeteilt werden.

Mir ist bekannt, dass ich diese Erklärung über die Entbindung von der Schweigepflicht jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen kann

Ort, Datum

Unterschrift

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (74 Bewertungen, Durchschnitt: 3,78 von 5)
Schweigepflichtsentbindung für den Arzt gegenüber Angehörigen
Loading...

Über den Autor

Autor Image Female
Jennifer A.

Jennifer studierte Rechtswissenschaften an der Universität Bayreuth. Seit 2018 ist sie fester Bestandteil des Redaktionsteams von anwalt.org. Sie nutzt ihr breites Wissen über das deutsche Rechtssystem seither für die Erstellung gut verständlicher Texte in Bereichen wie dem Asylrecht, Steuerrecht und Verbraucherrecht.

7 Gedanken zu „Schweigepflichtsentbindung für den Arzt gegenüber Angehörigen

  1. günter

    verkehrsunfall versicherung. es wird verlang von der versicherung die entbindung des arztes von der schweigepflicht, bericht über die ärztl. behandlung mach dem unfall. es geht um schmerzengeld zahlung. muß der arzt einen bericht abgeben. im krankenhaus liegt ein bericht vor, über die verletzung. genüg der bericht.
    dasnke für Ihre Nachricht
    Günter

  2. S.

    Guten Abend, ich bin wegen der Abfassung der Schweigepflichtentbindung für das von uns vorsorglich abzusichernde Risiko etwas ratlos. Im schlechtesten Fall wird uns – meinem Mann oder mir – nicht einmal mitgeteilt, ob der andere z.B. nach einem Unfall in dem angefragten Krankenhaus überhaupt untergebracht ist. Erst recht besteht dann keine Kenntnis über den Namen der behandelnden Ärzte. Gibt es ein Formular, das diese Situation berücksichtigt?
    Für eine hilfreiche freundliche Antwort wären wir sehr dankbar. Freundliche Grüße

  3. Stefan

    Super wäre, eine Alternative für mobile Endgeräte, bei der ich direkt die betreffenden Namen eintragen und dann ausdrucken könnte. Vielen Dank trotzdem für die Vorlage

    1. K.

      Wie muss ich mich absichern, wenn ich bestimmte Personen nicht informiert haben möchte. Also wenn der Arzt diesem bestimmten Personenkreis keine Auskunft geben sollte.

      1. Olga W

        Klasse Seite! Sehr bereichernd, wer sich für solches interessiert. Konnte viele zahlreiche Tipps entnehmen, sehr sachlich und verständlich beschrieben. Nur zu empfehlen!

  4. Gisa

    Guten Tag, wenn ich als Tochter für meine Mutter etwas aussage bei der Krankenkasse meiner Mutter:Brauche ich dann zunächst eine Schweigepflichtsentbindung?Es geht um die Bezeichnung ihrer Erkrankung. Vielen Dank.Gisa

  5. Elga

    habe lange gesucht um so ein muster zu finden.
    diese seite ist wirklich sehr informativ.
    schreibe sonst keine kommentare, aber diese seite ist wirklich weiterzuempfehlen

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert